2362 Betreiber von Ladesäulen – Herausforderung Elektroauto unterwegs laden

Teil 4 meiner Serie zum Thema Elektromobilität

Erste Erfahrungen

Öffentliche Ladesäulen waren für uns nie wirklich im Fokus. Der Plan für unser Elektroauto sah vor, eigentlich fast immer zuhause an der geförderten Wallbox zu laden. Nun wurde unser 500e Cabrio aber entgegen der Ankündigung des Händlers acht Wochen früher geliefert und wir waren mit unserer Wallbox-Installation noch nicht annähernd fertig. 

Außerdem waren wir bei weitem noch nicht informiert über alternative Lademöglichkeiten. Im Endeffekt haben wir dann das erste Mal relativ spontan geladen für schlanke 0,59 € pro Kilowattstunde an einem öffentlichen Schnelllader über CCS mit 50 Kilowatt. Der Preis ist noch relativ ok, wie ich finde. Aber das Drumherum war für mein Empfinden haarsträubend. Weil unsere Versuche irgendwie mit Bankkarte (Giro- oder Kreditkarte) zu bezahlen kläglich gescheitert sind, haben wir die App des Betreibers heruntergeladen – im Mobilnetz versteht sich – und haben innerhalb dieser App dann mit Paypal bezahlt. Ein furchtbarer Erstkontakt mit dem Thema unterwegs laden.

Verbraucherfreundlichkeit bisher meist Fehlanzeige

Ich habe danach mal ein wenig recherchiert und bin über einen Artikel auf welt.de gestoßen, der Ende Februar 2021 veröffentlicht wurde. Demnach waren es Anfang Februar 2362 verschiedene Betreiber von öffentlichen Ladestationen. Im ungünstigsten Fall bedeutet das also 2362 unterschiedliche (Bezahl-)Systeme / Apps, um flexibel unterwegs euer Elektroauto aufladen zu können. 

Bei Tankstellen sind wir daran gewöhnt, dass die Preise groß und breit angezeigt werden. Bei öffentlichen Ladesäulen ist das bisher nicht anzutreffen. Meistens ist der Preis für eine Kilowattstunde nicht einmal von außen an der Station abzulesen. Wir mussten da schon genau suchen, um diesen Preis in der App zu finden. Nach der Novellierung der Ladesäulenverordnung im Mai 2021 sollen nun schärfere Regelungen gelten – für Installationen, die ab dem 1.7.2023 erstmals in Betrieb genommen werden. Leider ist nicht gefordert, dass bestehende Säulen nachgerüstet werden müssen. Elektroautofahrer müssen also wohl lange mit dem Ladechaos leben müssen.

Besserung in Sicht?

Eine Vereinfachung aus der novellierten Ladesäulenverordnung soll allerdings früher kommen. So ist jetzt geregelt, dass Ladesäulen, die ab dem 1.3.2022 in Betrieb genommen werden, eine einheitliche, standardisierte Datenschnittstelle bieten müssen. Über diese Schnittstelle sollen dann dynamisch Daten zur Bereitschaft und zum Belegungsstatus übermittelt werden. Dies ermöglicht, dass Karten bzw. Apps zukünftig auch anzeigen, ob eine Säule gerade belegt ist. Somit kommt man nicht mit den letzten Prozent an einer Ladestation an, nur um dann festzustellen, dass alle Säulen belegt oder schlimmer defekt sind. Insbesondere sogenannte eRoaming-Plattformen werden davon profitieren. Sie zeigen Informationen von mehreren Betreibern an und bieten in der Regel darüber hinaus auch die Möglichkeit, ohne Registrierung beim jeweiligen Betreiber Ladesäulen zu nutzen.

Ad hoc laden

Der Begriff Roaming ist ja bekannt von Mobilfunkbetreibern. Das Konzept ist bei den öffentlichen Ladestationen, dass ein Roaming-Anbieter über Verträge mit mehreren Betreibern ein Deutschland-weites, ggf. sogar Europa-weites Netz aus Lademöglichkeiten spannt, die dann mit einem einzigen System / Anbieter genutzt werden können. Das Thema nehme ich gerade etwas mehr unter die Lupe und das wird dann demnächst einen weiteren Artikel dieser Serie ergeben. Stay tuned!


Quellen:
https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/elektromobilitaet/laden/faq-elektroauto-laden/
https://www.welt.de/wirtschaft/article227049043/2362-Betreiber-unzaehlige-Apps-Aufschlaege-Das-Bezahl-Chaos-an-Ladesaeulen-ist-perfekt.html
https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Energie/210511-infopapier-aenderung-der-ladesaaeulenverordnung.pdf?__blob=publicationFile&v=2

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